Yoga Nidra – eine sehr effektive Entspannungstechnik
Ich brauche Entspannung
Seit ich denken kann, beschäftige ich mich mit Entspannungstechniken. Gründe waren mein eher „quirliges“, kopfgesteuertes Temperament und später mein sehr stressiger und aufreibender Beruf als Unternehmensberaterin.
Ich war immer sehr angespannt, überspannt, am Limit und manchmal auch darüber. Nachts konnte ich schlecht schlafen, da mein Gedanken-Karusell nie zur Ruhe kam und morgens wachte ich völlig gerädert auf.
Am Wochenende war ich oft so fertig und energielos, dass ich das Telefon ausmachte und nichts mehr hören und sehen wollte. Ich igelte mich ein, um meine Batterie wieder aufzuladen.
1 x im Jahr – immer wenn es mal ruhiger wurde – hat es mich dann komplett umgehauen. Ich war dann richtig krank oder wurde durch einen Unfall oder Bandscheibenvorfall zur Ruhe gezwungen.
Sehr früh kam ich durch meinen spirituellen Lehrer zur Meditation und durch andere Lehrer zum Tao Yoga. Aber in den 90ger Jahren, ich war gerade mal Mitte Zwanzig, war die Meditation für mich kein Alltags-Werkzeug. In Seminaren fand ich das schön, aber in meinen Alltag konnte ich es kaum integrieren. Auch Yoga war für mich erst mal nur eine tolle Wochenendbeschäftigung…
Erst nach meiner Yogalehrerausbildung 2007 gelang es mir immer mehr Yoga und alle Bestandteile davon (Übungen, Atem, Entspannung, Meditation, Ernährung) in meinen Alltag zu integrieren. Nicht immer konsequent und nie mit dem nötigen tiefen Verständnis, das ich mir wünschte.
Meine Erfahrung in Tibet
2011 reisten wir nach Nepal und Tibet. Wie immer hatte ich den Koffer voller Bücher. Unter anderem das kleine Büchlein mit CD „Yoga Nidra“ von Barbara Kündig. Aber das war erst mal ganz unten im Stapel.
Wir reisten mit einem tibetischen Guide durch Tibet. Er war ein gläubiger Buddhist und wir redeten viel über unsere Religionen.
Als wir uns über Rituale in unseren Religionen unterhielten, fragte er mich ganz erstaunt, warum denn nicht jeder Deutsche abends vor dem Schlafengehen meditieren würde. Die tibetischen Buddhisten würden das alle machen, denn für sie ist es unvorstellbar, mit den ganzen Erlebnissen, Energien und Emotionen des Tages schlafen zu gehen. Er erklärte mir, dass man diese ganzen Eindrücke doch erst loslassen müsse, um eine erholsame Nacht verbringen zu können…
Das war´s! In diesem Moment habe ich etwas sehr Wichtiges für mich verstanden.
Gleich am Abend schnappte ich mir mein Yoga Nidra-Buch und begann zu lesen und zu praktizieren. Jeden Abend hörte ich mir die Entspannungs-CD in dem Buch an und merkte, wie gut mir Yoga Nidra tat. Endlich hatte ich eine „alltagstaugliche“ Technik gefunden, durch die ich wirklich tief entspannen konnte. Durch keine andere Methode (und ich habe bei meiner Ausbildung zur Entspannungskurs-Leiterin viele Dinge kennengelernt) konnte ich so tief entspannen und fühlte ich mich danach so erfrischt wie bei Yoga Nidra.
Woher kommt Yoga Nidra?
Swami Satyananda Saraswati (1923 – 2009 – ein Schüler von Swami Sivananda und der Begründer der Bihar School of Yoga), entwickelte Yoga Nidra Ende der 1960iger Jahren auf Basis der tantrischen Schriften. Er sagt zu Yoga Nidra:
„Die meisten Menschen legen sich schlafen ,
ohne ihre Verspannungen vorher aufzulösen.
Das nennt man Nidra.
Nidra bedeutet Schlaf, egal wie.
Yoga Nidra aber ist der Schlaf,
nach dem alle Lasten entfernt sind.
Es ist eine völlig andere und höhere Qualität.In absoluter Entspannung ist der Körper frei von Anspannung, die Gedanken und Gefühle kommen zur Ruhe, ein Rest Bewusstsein bleibt jedoch erhalten. „
In Yoga Nidra ist das Bewusstsein zwischen Wachen und Schlafen. Swami Satyananda Saraswati erlebte persönlich, dass genau in diesem Zustand der Geist sehr aufnahmebereit ist (für Autosuggestionen und auch für das Lernen von Sprachen oder anderen Lernstoffen).
Und in diesem Zustand können alle Verspannungen aufgelöst werden. Die Körperlichen (Muskeln, Faszien, Nerven, Endokrinsystem), die Emotionalen (Gefühle, Trauma) und die Mentalen (ichbezogene Gedanken, negative Gedanken und Phantasien, Verwirrungen, Gedankenkarussell).
Während des normalen Schlafes dagegen kreisen die Gedanken und Sorgen weiter, die Spannung bleibt und morgens wacht man dann wie gerädert auf.
Wie praktiziere ich Yoga Nidra?
Yoga Nidra wird im Liegen durchgeführt. Es besteht aus verschiedene Teile, die alle helfen, den Geist zu beschäftigen und so den Gedankenfluss zu stoppen.
In einer kurzen, ca. 25 minütigen Entspannungseinheit beginnt man mit dem Sankalpa. Das ist eine Affirmation, ein Vorsatz, ein positiven Satz, der das Leben in eine gute Richtung lenken soll.
Danach lässt man das Bewusstsein durch den Körper wandern.
Der nächste Teil ist die Konzentration auf den Atem. Durch Rückwärtszählen oder die mentale Wechselatmung bleibt die ganze Aufmerksamkeit bei dem Atem.
Es schließen sich die Vorstellung verschiedener Körperwahrnehmungen (kalt, warm, schwer, leicht) und Bilder (Symbole, die verschiedene Bereiche des Geistes anrühren) an.
Im letzten Teil wiederholt man dann noch einmal das Sankalpa und kommt wieder zurück in den Wachzustand.
In längeren Yoga Nidra-Einheiten kommen noch andere Elemente hinzu.
Yoga Nidra im Alltag
Ich habe meine verschiedenen Yoga Nidra Einheiten auf meinem Handy abgespeichert und es gibt immer wieder Situationen, in denen ich eine Entspannungs-Einheit einlege:
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Wenn ich nachts nicht schlafen kann, weil ich zu spät ins Bett gegangen bin, zu spät gegessen habe oder sehr aufgewühlt bin
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Wenn ich tagsüber sehr müde bin (statt Mittagschlaf)
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Nach einer sehr kurzen Nacht, wenn ich am nächsten Tag total gerädert bin
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Nach einem langen Flug und um das Jetlag zu minimieren
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Bei akuten Kopfschmerzen oder Migräne
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Bei starken Verspannungen v.a. im Rücken und Nacken
Die Wirkung von Yoga Nidra
Deine Erfahrungen mit Entspannung
Erzähle uns, was dich entspannt. Hast du Erfahrung mit Yoga Nidra? Wie ging/geht es dir damit?
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