Fühlst du dich manchmal wie auf dem Abstellgleis?
Was ist denn los, haben mich alle vergessen?
Übergeht dich dein Chef bei wichtigen Projekten? Treffen sich deine Freunde ohne dich? Gehen deine Kinder ihre eigenen Wege?
Vielleicht fühlst du dich grad wie ein alter, verrosteter Waggon auf dem Abstellgleis, ausgeschlossen von der Welt? Glaubst du, nicht interessant und liebenswert genug zu sein?
Falls du dir nun denkst: „Ja, so ist es!“ hilft vielleicht fogender Aspekt:
„Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden“
Eventuell ist dein Empfinden nämlich nur die halbe Wahrheit. Deine.
Schließlich kann es ja auch sein, dass dich dein Chef aus gutem Grund nicht mit in das Projekt eingebunden hat. Es passte nicht zu deinen Fähigkeiten. Vielmehr wollte er diese an anderer Stelle optimaler einsetzen. Oder er hat Rücksicht auf deine persönliche Situation genommen, wollte dir z.B. keine Überstunden zumuten. Kurzum: er meinte es wirklich gut mit dir.
Vielleicht haben deine Freunde das Gefühl, dass dich bestimmte Aktivitäten nicht interessieren? Jedenfalls hast du die letzten 3 Bowling-Abende abgesagt…
Also, falls du an den Motiven der anderen zweifelst, dir unsicher bist: was spricht dagegen, sie danach zu fragen?
Oder hast du Kinder, die dabei sind mehr und mehr ihren eigenen Weg zu gehen? Das kann auch eine sehr große Herausforderung für viele Eltern sein. Aus den Kleinen, um die man sich immer gekümmert hat, die einen brauchten, werden selbstständige Erwachsene (oder zumindest geht es in diese Richtung), die ihre eigenen Entscheidungen treffen können.
Rational betrachtet ganz logisch, dass diese Entwicklung genau so richtig ist.
Emotional aber wird bei dem ein oder anderen fast die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Vieles ist mit einem mal anders, denn ein ganz großer Teil, dem viel Liebe und Aufmerksamkeit galt, ist plötzlich unterwegs im eigenen Leben. „Man“ wird nicht mehr gebraucht. Fühlt sich wie abgeschoben….
Dieser, für alle, neue Lebensabschnitt muss dann erst einmal verdaut werden, das eigene Leben darf neu sortiert werden. Spannend, wenn dadurch ganz neue, oder längst vergessene, Aktivitäten wiederbelebt werden.
Außerdem, was wäre die Alternative von selbständigen Kindern? Kinder, die im Grunde schon erwachsen sind, sitzen nach wie vor jeden (!) Tag mit uns am Esstisch?
Aber eines ist ziemlich sicher: die Kinder, die sich frei entfalten und losfliegen durften, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, kommen auch in späteren Jahren meistens gerne wieder zurück, zu Besuch, zum Austausch… – freiwillig! Ganz nach dem Motto „Was zu dir gehört und was du frei lässt, kommt zu dir zurück“.
Jeder hat seine eigene Wahrheit
Vielleicht hilft ja auch generell der Gedanke, dass nicht alles, was geschieht, etwas mit uns zu tun hat. Der Mensch dreht sich in seinem eigenen kleinen Universum erst einmal um sich. Er verhält sich so, wie es nach seinen Erfahrungen und Gefühlen in dem Moment für ihn genau richtig ist. Und kommt dabei oft gar nicht auf die Idee, dass seine Erfahrung nicht mit anderen übereinstimmt. Für ihn ist das alles wahr, richtig was er tut. Falls er dadurch andere verletzt, geschieht das oft unbewusst, ohne Vorsatz.
„Wer sagt, was er will, bekommt auch immer öfter, was er will“
Was kannst DU also selber tun, um dich nicht wie auf dem Abstellgleis zu fühlen?
Was ist dir wichtig?
Teile das den Menschen mit, die es betrifft.
Sätze, die mit „Ich wünsche mir…“ oder „ich würde mich freuen, wenn…“ anfangen, teilen anderen deine Bedürfnisse mit und schaffen dadurch klare Verhältnisse. Du vertrittst deine Interessen, ohne durch eine heftigere Wortwahl andere gleich überrollen zu müssen.
Sei dir aber bewusst, dass auch deine Mitmenschen ein Recht auf ein Nein und eine andere Meinung haben. Niemand ist für dein Wohl verantwortlich, außer du selbst.
Unabhängig von der Reaktion deiner Umwelt:
Du gewinnst auf alle Fälle mehr Klarheit darüber, wo du vielleicht wirklich übergangen wirst und wo es „einfach“ nur Mißverständnisse gibt. Letztere können durch eine gute, bewusste Kommunikation meistens schnell aus der Welt geschaffen werden.
Falls du in solchen Situationen aber plötzlich wirklich wütend wirst, dann kannst du im Artikel Wohin mit Wut und Ärger lesen, warum dir deine Wut ein guter Freund und Ratgeber sein kann.
Worauf kannst du auch gerne mal verzichten?
Wenn du tatsächlich abends lieber auf deinem Sofa liegst, als mit den Kollegen um die Häuser zu ziehen, ist im Grunde doch alles gut. Dann brauchst du dich nicht ausgeschlossen zu fühlen. Du hast eine Entscheidung getroffen, die deinen Bedürfnissen entspricht. Und falls dich doch mal die Sehnsucht nach Unterhaltung treibt, hilft wieder einmal „Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden“, warum sollten dich deine Freunde dann nicht mitnehmen?
Das, was heute gut für dich ist, muss deshalb noch lange nicht bis in alle Ewigkeit so bleiben. Hör in dich hinein und lausche den Antworten. Deinen Bedürfnissen.
Die Erkenntnis, womit wir unsere Lebenszeit gerne und freiwillig verbringen, hilft uns, dieses kostbare Gut für unser Wohl sinnvoll einzusetzen. Es lohnt sich, hier mal eine Bestandsaufnahme zu machen. Spüre nach, wieviel freie Zeit du wofür zur Verfügung haben möchtest.
„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht (für uns sinnvoll) nutzen.“ Seneca
Mögliche Bereiche, die du vor diesem Hintergrund überprüfen kannst sind:
- Familie
- Freunde
- Beziehung
- Beruf
- Weiterbildung
- Absicherung / Finanzen
- persönliche Weiterentwicklung
- Spaß
- Erholung
Falls du Bereiche identifizierst, die dir wichtig sind, aber zu kurz kommen, bist du einem wichtigen Grund für eine eventuelle Unzufriedenheit auf der Spur. Wenn unser Lebensrad mit all den bedeutenden Bereichen unrund läuft, sind wir es selbst, die für Veränderung und Besserung sorgen können.
Zu guter Letzt eine, hoffentlich weitere, gute Nachricht:
Mit zunehmenden Lebensjahren erkennen viele deutlich, dass sie nicht mehr auf jeder Hochzeit tanzen müssen. Das Gefühl, etwas zu verpassen, nimmt meistens ab.
Und ganz schnell ist die Geschichte vom Abstellgleis Vergangenheit.
Endlich sind wir angekommen: bei uns selbst!
Cooles Foto, passt perfekt dazu, und ein sehr interessantes Thema.
Liebe Sandra,
danke für dein Feedback.
Schön, dass dich das Thema erreicht hat.
Diese Fragen (aus dem Artikel) stellt sich wahrscheinlich fast jeder irgendwann einmal und manche sogar sehr oft.
Liebe Grüße
Frau Seele
Liebe FrauSeele,
der Artikel berührt mich gerade sehr. Ich erlebe seit einiger Zeit, wie stark mein Sohn (11 J.) schon jetzt eigene Wege geht und mich (scheinbar) immer weniger braucht.
An meinem Arbeitsplatz zähle ich zu den ältesten (mit gerade Mal Ende 40) und fühle mich dort oft irgendwie als „danebenstehend“, „nicht dazugehörig“….
Ich versuche nun auch, darin Chancen zu sehen. Die Chance, eigene INteressen zu entdecken (das ist gar nicht so einfach) und hinterfrage auch, was mir das Gefühl am Arbeitsplatz sagen will.
Danke für diesen Text.
Christina
Liebe Christina,
danke für deine offenen Zeilen.
Da hast du 2 ganz wichtige Bereiche, Kinder und Beruf, angesprochen, die uns sehr deutlich zeigen können, wie sehr sich alles verändern kann. Das macht uns natürlich angreifbar, manchmal traurig, manchmal ratlos (was kann ich tun oder soll ich überhaupt was tun?).
Schön, wenn du darin eine Chance siehst.
So ist es auch aus meiner Erfahrung: die größten Wachstumsfortschritte konnte ich bisher machen, wenn ich mich in Situationen befunden habe, die mich richtig gefordert haben. Fordern (vom Außen, vielleicht als Inspirationsanschub gemeint) kann uns fördern.
Viel Freude beim Entdecken DEINER Interessen und deinen nächsten Schritten.
Alles Liebe wünscht dir
deine FrauSeele