Wohin mit Wut und Ärger?

FrauSeele Wohin mit der Wut?
Siehst du manchmal rot? Bist du manchmal stinkesauer und würdest am liebsten „ein riesen Fass aufmachen“?

Wenn irgend etwas im Außen plötzlich passiert, was uns enorm beeinträchtigt, unsere Pläne durcheinander wirbelt, ist das Gefühl der Wut gerne zur Stelle. Wir spüren unsere Ohnmacht, haben das Gefühl, die Situation nicht zu beherrschen und drehen (fast) durch. Was passieren kann und wie du deine Wut zu einem guten Freund machen kannst, erfährst du, wenn du weiter liest.

Wie sieht Wut aus?

Wenn uns Wut an unsere Grenzen bringt, ist das ein sehr unangenehmes Gefühl. Körperlich zeigt es sich z.B. durch einen erhöhten Pulsschlag, zusammen gebissene Zähne, muskuläre An- (oder Ver-) spannung und eine veränderte Atmung. Gerne färbt sich auch unsere Gesichtshaut rot und der Körper fühlt sich plötzlich ganz eng an. Negative, abwertende, aggressive Gedanken rasen wie Pfeile durch unseren Kopf und wir fühlen uns aufgewühlt und meistens auch ohnmächtig, hilflos. Wohin nur mit dieser vielen Energie?

Was meistens passiert und warum das schädlich ist

Wut ist nicht gerade beliebt – immerhin gehört sie zu den sieben Todsünden im Christentum. Und das scheint uns unbewusst immer noch zu beeinflussen. Die meisten Menschen unterdrücken dieses Gefühl und gehen häufig sogar in den Widerstand. Wir wehren uns gegen etwas, was schon einen ziemlich großen Platz in uns beansprucht. Die WUT ist ja bereits da! Wieviel Energie wird dafür aufgewendet?

Wut zu unterdrücken ist genauso sinnvoll, wie eine Flasche Wasser bei minus 10 Grad über Nacht im Auto zu lassen und zu hoffen, dass sie am nächsten Morgen nicht geplatzt ist.

Versuchen wir etwas zu unterdrücken, was bereits da ist, kann das unangenehme körperliche Folgen haben. Wahrscheinlich kennst du auch Menschen, die Magengeschwüre, Bluthochdruck oder Kopfschmerzen durch zu viel Stress und unterdrückte Wut bekommen. Wenn uns etwas im Außen im wahrsten Sinne des Wortes sauer aufstößt oder Druck macht, muss der Körper diese Energie irgendwie verarbeiten. Und dann meldet sich halt der Körper…

Oder wir richten unsere Reaktion nach außen: schreien, toben oder schlagen eventuell um uns. Getreu dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung!“ Dann ist die Energie zwar aus unserem Körper heraus, aber eventuell ist etwas anderes zerbrochen, was auch nicht so schnell wieder zu kitten ist. Beziehungen z.B. können unter unkontrollierten Wutausbrüchen sehr leiden.

Da weder die Unterdrückung der Wut noch ein Angriff uns in den meisten Fällen weiterhelfen, ist die Frage naheliegend, was man dann tun kann.

Um einen adäquaten Umgang mit der Wut zu lernen, ist es zunächst wichtig zu erkennen, warum es sie überhaupt gibt:

Warum ist Wut wichtig für uns?

Jede Emotion (Wut, Freude, Trauer, Angst, Ekel, Liebe) hat seine Berechtigung. Emotionen sind für sich auch erst einmal nicht gut oder schlecht. Die Ereignisse, die zu diesen Gefühlen führen, sind angenehm oder unangenehm; die Emotionen sind nur logische und gesunde Folgen der Geschehnisse davor.

Emotionen zeigen uns Abweichungen von unserem Normalzustand. Und diese Abweichungen gehören zum Leben dazu und wollen angesehen und integriert werden. Vielleicht bieten sie uns gerade dadurch ja eine große Chance, unserem Wesen in allen Aspekten näher zu kommen?

Emotionen sind also sinnvoll. Sie helfen uns, unsere Bedürfnisse besser wahrzunehmen, Grenzüberschreitungen zu erkennen und für uns einzustehen.

Wenn du wütend bist, kann es z.B. sehr gut sein, dass jemand deine Grenzen, deine Werte missachtet hat. Oder aber auch, dass du selbst deine Grenzen im Vorfeld dem anderen gegenüber nicht richtig deutlich gemacht hast. Dann möchte dich die Wut daran erinnern, zukünftig besser für dich einzustehen.

Sobald wir mit anderen Menschen zu tun haben, kann es zu Konfliktsituationen kommen. Manchmal sehen wir dann unsere Grundbedürfnisse gefährdet. In den meisten Fällen läuft zum Glück alles entspannt ab und Dinge regeln sich. Ab und zu muss man aber miteinander verhandeln, damit jeder zu seinem Recht kommt. Über eine gute Kommunikation werden dann schnell Kompromisse und Möglichkeiten gefunden. Schwierig wird es, wenn einer weniger für sich eintritt und hinterher enttäuscht ist, da er sich ausgenutzt fühlt.

Wut erinnert uns also daran, unsere Grenzen vor einer Bedrohung zu schützen

Falls es uns also gelingt, bereits Anflüge von Ärger und Wut wahrzunehmen, können wir unsere Selbständigkeit bewahren und gleichzeitig den guten Kontakt mit anderen Menschen erhalten. Sobald wir sensibler mit unseren Emotionen umgehen, werden sie nicht mehr so unbeherrschbar und zerstörerisch sein.

Woran du erkennst, dass dein Umgang mit deiner Wut ungesund ist
  • Du spürst diese Emotion, obwohl objektiv betrachtet deine Grenzen nicht gefährdet werden. Hier ist es wahrscheinlich, dass das Wutgefühl noch durch alte Erfahrungen in dir schlummert und wieder aktiviert wird.
  • Du zeigst Wut, obwohl zu der Situation, die dieses Emotion auslöst, eher eine andere Emotion passt.
  • Du verletzt mit deinen Wutausbrüchen andere Menschen und wirst selber dadurch immer einsamer.
  • Um die zerstörerische Macht der Wut nicht spüren zu müssen, greifst du zu ungesunden Substanzen (z.B. Drogen, Süßigkeiten im Übermaß).
Checkliste zum besseren Umgang mit Ärger und Wut

Wenn du intensiver mit deinen Emotionen arbeiten möchtest, um sie gesund leben zu können, hilft dir vielleicht folgende Checkliste:

  1. Überlege dir, woran du erkennst, dass du wütend bist. Wie zeigt sich diese Emotion in deinem Körper, im Gesicht? Was hast du für Gedanken und wie verhältst du dich dann?
  2. In welchen Situationen wirst du besonders häufig wütend? Vielleicht gibt es ja Schlüsselsituationen, die dir einen Hinweis auf einen Lebensbereich geben können, der positiv verändert werden könnte?
  3. Wann ist Wut ein guter Ratgeber und Freund für dich?
  4. Wann ist deine Wut zerstörerisch und unangepasst? Wie kannst du dich zukünftig anders und der Situation angemessener verhalten?
  5. Welche Maßnahmen helfen dir in anstrengenden, herausfordernden Situationen, deine Wut zu mildern (ohne sie zu unterdrücken)? Du kannst sie bspw. wahrnehmen, dir sagen „Ich bin jetzt wütend, das fühle ich. Das ist auch in Ordnung, allerdings möchte ich mich nicht von meiner Wut beherrschen lassen.“ Vielleicht helfen dir bewusste Atemübungen, du gehst laufen, singst laut oder trinkst ein großes Glas Wasser. Oder etwas ganz anderes…
Und plötzlich ist die Wut willkommen, da du erkennst, was sie dir für gute Dienste leisten kann

Wenn wir unsere gesamte Gefühlspalette bewusst annehmen, werden wir immer weniger rot sehen. Das Gefühl der Ohnmacht verschwindet, da die Wut uns nicht mehr beherrscht, sondern wir sie wahrnehmen und sinnvoll annehmen und eventuell auch regulieren können.

Hast du eine besondere Wutgeschichte? Oder ist es vielleicht so, dass du dieses Gefühl gar nicht kennst? Schreibe uns doch etwas über deine Beziehung zu dem Thema Wut und Ärger in den Kommentaren.

2 Kommentare
  1. Annette sagte:

    Hallo FrauSeele,
    ja die Wut kenne ich auch zur genüge 😒 und wehe es ist wer in der Nähe dann werfe ich mit Bosheiten nur so um mich, so war das früher immer!
    Zwischenzeitlich habe ich auch gelernt mit meiner Wut umzugehen, ja es ist schwierig ruhig zu bleiben, ich atme 3 x tief ein und aus oder vielleicht auch mehr und wenn das nicht hilft, dann nix wie raus, 1 x um den Block und es geht wieder😊. Wichtig ist bei der Wut sie sich bewusst zu machen, zu überlegen Was regt mich gerade auf? Warum reagiere ich so? und Welche Möglichkeiten gibt es wieder ruhig zu werden? Im Arbeitsalltag kann ich nicht immer raus an die frische Luft, daher einfach mal die Treppe hoch und runter oder den Gang hin und her laufen funktioniert auch. Oder wie hier beschrieben, laut singen oder summen ist ja auch eine Möglichkeit die Luft abzulassen 😁
    Viele Grüße Annette

    Antworten
    • FrauSeele sagte:

      Liebe Annette, danke für deine wertvolle Erfahrung! Wie toll, dass du kreativ bist und dir Möglichkeiten gesucht – und diese gefunden hast -, die dich gut unterstützen können. Das gelingt ja nur, wenn wir bereit sind hinzusehen und die Verantwortung für unsere Gefühle zu übernehmen. Herzliche Grüße, Bettina & Sabine

      Antworten

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